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Auschwitzfahrt

Für die Zukunft: 
Sterbesschreie und Vogelzwitschern,
Stacheldrähte, die in der Sonne glitzern.
Dreiundachzig Jahre ist es her,
Doch die Schuld wiegt noch genauso schwer.

Tod, Hass und Gewalt liegen in der Luft,
Reißen in deinem Innern eine stechende Kluft.
Asche, Feuer, Blut und Schmerz,
Jeder Schritt bricht dir erneut das Herz.

Hier haben sich Menschen in Bestien verwandelt,
Männer, Frauen und Kinder wie Dreck behandelt.
Wie konnte Gott zulassen, dass auf dieser Welt,
Ein Babykopf an einer Laterne zerschellt?

Auf steinigem Boden werden Kinder geboren,
doch diese armen Seelen sind verloren.
Sie schuften unter Schlägen, wie Tiere geschoren,
Bis ihre mageren Körper in den Öfen schmoren.

Asche im Boden, auf der wir heute laufen,
Wo wir nebenan im Laden einkaufen,
Wo wir lachen und zusammen saufen,
Formten damals Kinderleichen einen Haufen.
Gedemütigt und geschlagen, erniedrigt und verraten,
es waren doch Menschen wie du und ich.
Gequält und belogen, gefoltert und betrogen.
Die Menschlichkeit suchte man hier vergeblich.
In riesigen Gaskammern, wo Millionen starben,
hallen Echos der Vergangenheit,
Und Kratzspuren an den Wänden, wie eine Haut voll Narben,
Sind eine Mahnung für die Ewigkeit.

Denn Gott musste damals im Himmel bleiben,
Nirgendwo wird das deutlicher als hier.
Man kann Menschen zu den grausamsten Taten treiben,
Und die Verantwortung für die Zukunft tragen wir.
Also habt keine Scheu und versucht es zu verstehen,
Bevor die letzten Zeugen von der Erde gehen.
Kommt alle her, seht es alles ganz genau,
Spuren der Hölle auf Erden stehen noch in Auschwitz-Birkenau.
 
Dieses Gedicht zweier Exkursionsteilnehmer versucht die Erlebnisse der Schülergruppe der Kopernikusschule Freigericht künstlerisch zu verarbeiten. 20 Abiturientinnen und Abiturienten traten in Begleitung von den Lehrkräften Lara Reimer und Alexander Rohrbeck die Reise nach Oświęcim in Polen an. An den ersten beiden Tagen besuchte die Gruppe das Stammlager (Auschwitz I) sowie das Außenlager Auschwitz-Birkenau und nahm dabei an zwei Führungen teil. Im Rahmen eines Seminars am zweiten Tag setzen sich die Gruppe mit den Botschaften der Hinterbliebenen auseinander. Viele der Teilnehmenden beschäftigten sich überdies in den Länderausstellungen im Stammlager mit den deportierten Ethnien und deren Schicksalen.
Außerdem wurde die Stadt Krakau erkundet, wobei die Altstadt, das jüdische Viertel und eine aktive Synagoge auf dem Programm standen. Auf der Rückfahrt kamen folgende Gedanken auf: „Das Menschenleben galt nichts. Einen Menschen zu töten war eine Kleinigkeit, war überhaupt nicht der Rede wert“ - Hermann Langbein inhaftiert im „Stammlager“ Auschwitz 1.
Jeder hat gespürt, welche Atmosphäre das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz - Birkenau mit sich gebracht hat. Jeder war von seinen eigenen Emotionen überrascht. Jeder konnte die unvorstellbaren Erlebnisse, welche an diesem Ort geschahen, nicht begreifen. Die Größe des industriellen Massenermordungssystems wurde allein im Turm über den Schienen von Birkenau deutlich, welcher einem einen kompletten Überblick über das Lager ermöglichte, aber das Bild von dem kleinen originalen Transportwagon, der ein paar Meter weiter auf den Schienen stand, verbunden mit der Vorstellung von 80 Menschen in ihm, ist trotz der Nähe nicht vorstellbar gewesen.
Ob bei einer Diashow von der Vorkriegszeit jüdischer Familien oder nach einer Begegnung mit einem fremden Mädchen, welches neben einem anfing zu weinen, alle hatten mit ihren eigenen Erlebnissen zu kämpfen. Ein Gedanke, der allen im Kopf schwirrte, war die Frage der Gegenwart. Alle Zeitzeugen übermittelten die Botschaft, dass sich so etwas nie wiederholen darf. „Wir geben somit unsere Erlebnisse dieser Fahrt weiter, um es nie mehr so weit kommen zu lassen und empfehlen jedem, sich dieses Mahnmal anzuschauen“, so eine Schülerin abschließend.
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